Die folgende Mail ist von einer Zwillingsschwester, die die Trennung von ihrem Zwillingsbruder nach ihrer Geburt als sehr dramatisch erlebt hat. Bei der Geburt wusste niemand von einem zweiten Baby, so dass der Bruder erst 20 Minuten nach dem Mädchen mit Sauerstoffmangel geboren wurde. Er hörte kurzzeitig auf zu atmen und musste mithilfe einer Injektion wieder ins Leben geholt werden.
Liebe Lavida!
Ich kam erst jetzt dazu, die Mail an Dich fertigzustellen, aber noch am selben Abend, nachdem ich bei Dir war (letzten Mittwoch), habe ich mich hingesetzt und zu malen begonnen: Die Inspiration wäre am nächsten Tag weg gewesen. Wie vermutet, löste das Malen sofort einige Emotionen aus. Ich machte weiter und bearbeitete den "Trennungsschock" nach unserer Geburt in einem zweiten Bild.
Während der folgenden beiden Tage betrachtete ich immer wieder die Bilder und dazu gelegte Fotos von uns. Am Freitag ging ich zur Sauna, war den ganzen Tag jedoch sehr bedrückt. In der Sauna wurde Shiatsu angeboten, und ich nahm eine Schnuppermassage wahr. Einige Druckpunkte waren recht schmerzhaft. Ich hatte das Gefühl, dass große Traurigkeit nach außen drängte. Zu Hause riet mir meine Intuition, meine Gefühle auf musikalischem Wege auszudrücken. Ich wählte die Bassblockflöte und begann zu spielen. Während ich drauf los improvisierte, begannen Bilder von uns im Mutterleib vor meinem inneren Auge zu entstehen. Wir waren eins, vertraut und verspielt. Plötzlich veränderte es sich: Meine Geburt begann. Es war ein etwas beunruhigendes Gefühl. Phasen von Gepresst-werden und leichte Entspannung wechselten sich ab. Es war eigentlich noch ganz o.k. Doch plötzlich wurde es höchst dramatisch, ja hysterisch: Ich war geboren; sie machten irgendwas mit mir - es war mir ziemlich egal. Denn eine entsetzliche Angst um meinen Bruder kam in mir auf, als sie mich weg brachten: "Wo bist Du??? Was machen sie mit Dir?" Ich glaube, wir waren die ganzen 4 Wochen über, die wir noch im Krankenhaus bleiben mussten, getrennt! - Klar, dass ich jetzt nicht mehr weiter spielen konnte; ein gewaltiger Schmerz bahnte sich seinen Weg nach draußen.
Jetzt fühle ich mich sehr erleichtert, weil ich diese Angst und Trauer nochmal bewusst durchlebt habe. Ich habe meine Mutter um Fotos von uns gebeten, und die Tatsache, dass wir zu Hause fast immer zusammen waren, hat etwas sehr Tröstliches und Versöhnliches. Mit einem Ritual (in das die Bilder einbezogen werden) will ich diese Lebensphase und damit meinen Zwillingsbruder loslassen.
Dir, liebe Lavida, danke ich nochmals sehr! Du hast mit Deiner liebevollen, einfühlsamen Arbeit ganz sicher dieser "Lösung" den Boden bereitet.
Ganz herzliche Grüße
Elke
PS: Auf dem Bild "Einheit" bin ich rechts, auf dem Bild "Wo" bin ich links
(mein Bruder hatte einen größeren Kopf.)
Vielleicht entdeckst Du noch irgendetwas...